Im Kreis Olpe sind derzeit 32 Notfallseelsorger/innen (NfS) tätig, die über eine fundierte Ausbildung auf Ihre Einsätze vorbereitet wurden und die durch ihre Beauftragung an die Schweigepflicht gebunden sind. Die Einsätze finden ausschließlich über die Anforderung der Leitstelle und der Einsatznummer statt.
Ausgangspunkt für einen Einsatz:
Anruf der Leitstelle des Kreises Olpe beim im Bereitschaftsplan stehenden Seelsorger. Der Ort des Einsatzes wird mitgeteilt, die Einsatznummer, sowie einige Details zur akuten Notlage. Ausgestattet mit einem ,,Notfallrucksack“ und der ,,Lila Weste“ macht sich der Notfallseelsorger auf den Weg. Gedanken begleiten sie/ihn: „Welche Situation werde ich vorfinden? Wie viele Personen brauchen Unterstützung, sind Kinder dabei, schaffe ich das alleine oder muss ich noch jemand dazu holen?“
Angekommen am Ort der Notlage
In der Regel sind die Rettungskräfte, der Notarzt und auch die Polizei noch vor Ort. Sie geben uns einen kurzen Einblick in das Geschehen und es gilt die Situation zu erfassen, sich ein Bild von den Reaktionen der Betroffenen zu machen, deren Leben sich von einer zur anderen Sekunde verändert hat.
Beistand geben
Aufgabe ist es, mit viel Empathie die Betroffenen nun zu Begleiten und zu Erkennen was gerade hilft. Mal ist es zuhören, schweigen, Halt geben wenn alles zusammenbricht, ihnen Reaktionen erklären und Perspektiven aufzeigen. Dadurch können mögliche seelische Folgestörungen vermindert oder sogar verhindert werden. Bedeutsam sind auch Hinweise für weitere Hilfsangebote von örtlichen Kirchen, der Telefonseelsorge, sowie von Institutionen für Hilfen bei psychischen Problemen, Krisen und einer Trauerbegleitung.
Der Einsatz endet dann, wenn die Betroffenen aktuell den Beistand nicht mehr benötigen und/oder Menschen da sind, weitere Unterstützung zu geben. In der Regel ist ein Einsatz nach drei Stunden mit dem Abmelden bei der Leitstelle und kurzer Info beendet.
Nach dem Einsatz nach Hause kommen heißt Distanz zum Ereignis zu bekommen. Für die eigene psychische Befindlichkeit wird durch ein Telefonat und Nachgespräch mit einem Mitarbeitenden aus dem Leitungsteam gesorgt. In den monatlichen Austauschtreffen werden die Ereignisse nochmal besprochen. Dies ist auch der Ort für unterschiedliche thematische Fortbildungen, sowie Vernetzungsarbeit.
Notfallsituationen
Die Notfallseelsorge kommt in vielen unterschiedlichen Notlagen zum Einsatz. Sie ist ein ökumenisches Angebot der Kirchen für alle Menschen unabhängig von Konfessionen und Religion. So zum Beispiel bei einem plötzlichen Todesfall im häuslichen Umfeld, wo Angehörige allein dastehen, mit ihren Gefühlen von Fassungslosigkeit, Ohnmacht, Schuldgefühlen und auch Wut. Bei schweren Verkehrsunfällen gilt es Angehörigen, wie auch Zeugen in ihrer Notlage zur Seite zu stehen. Eine besondere Herausforderung ist die Begleitung der Polizei bei der Überbringung einer Todesnachricht, zum Beispiel wenn ein Mensch Suizid begangen hat, bei Arbeits- und Verkehrsunfällen usw. Aufgabe ist dann mit den Angehörigen, Freunden und auch Nachbarn deren Trauerreaktion auszuhalten. Oder bei einem Arbeitsunfall mit tödlichem Ausgang den Kollegen zum Gespräch zur Verfügung zu stehen. Auch bei sogenannten Großschadenslagen, wie z.B. Notfälle in Schulen, Betrieben und größeren Unglücken ist die Notfallseelsorge im Einsatz.
Zu den schlimmsten Todesfällen, die man als NfS aushalten muss, gehört der unerwartete Tod von Kindern. Da ist es wichtig, sich als NfS dessen bewusst zu sein, dass eine solche schwierige Situation nicht die eigene Situation ist. So erhält man die nötige Distanz, die Gefühlslagen der Betroffenen auszuhalten. Als NfS muss man sich berühren lassen, aber nicht so wie die Betroffenen. Diese müssen merken, dass sie sich „anlehnen“ können. So ist man als NfS eine Hilfe!
Organisation der Notfallseelsorge im Kreis Olpe
Die Notfallseelsorge ist eine ökumenisch getragene Einrichtung des Dekanats Südsauerland. Das Leitungsteam der Notfallseelsorge besteht derzeit aus den Hauptamtlichen Pastor Ludger Wollweber (Meggen) und Pfarrer Frank Rüter (Ev. Pfarrer für Notfallseelsorge Südliches Westfalen) sowie den Ehrenamtlem Susanne Soemer (Lennestadt) und Regina Bongers (Wenden).
Die Notfallseelsorger tragen ihre Rufbereitschaften selbst in einen Plan ein, aufgeteilt in die Bereiche Bigge (Attendorn, Olpe, Drolshagen und Wenden) und Lenne (Finnentrop, Lennestadt und Kirchhundem). Damit ist eine flächendeckende Rufbereitschaft rund um die Uhr sichergestellt.
Die Notfallseelsorge im Kreis Olpe gibt es jetzt seit fünf Jahren und wir haben es geschafft bisher bei allen von der Leitstelle angeforderten Einsätzen ehrenamtlich einsatzbereit gewesen zu sein – oft auch mit mehreren Notfallseelsorger/innen gleichzeitig z.B. bei Verkehrs- oder Arbeitsunfällen oder Tötungsdelikten.
Die Notfallseelsorge wird durch Spenden finanziert und ist für weitere Spenden sehr dankbar, um damit spezielle NfS-Kleidung wie auch Fortbildungen finanzieren zu können. Fortbildungen waren in diesem Jahr bisher zu den Themen ,,Gewalt an Schulen“, ,,Erste Hilfe in Notfall-Situationen“ und ,,Emotionale, seelische und soziale Folgen im Zeitalter der Katastrophen“. Außerdem organisiert die NfS in Kooperation mit kefb (Katholische Erwachsenen- und Familienbildung), Bündnis gegen Depressionen und AGUS (Angehörige um Suizid) vom 15. – 30.09.2023 im Forum der VHS eine Ausstellung zum Thema „Suizid – keine Trauer wie jede andere“. Entsprechende Ankündigungen dazu werden noch erfolgen.